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E1-005-D-Kiel

auf dem Eiderwanderweg unterwegs
auf dem Eiderwanderweg unterwegs

Die erste Zwei-Tages Tour


Dieses Wochenende will ich zwei Tagen am Stück wandern. Das ist das erste Mal und ich bin schon sehr gespannt, was mein Körper zu fünfundfünfzig Kilometern Wandern an zwei aufeinander folgenden Tagen sagen wird. 

Heute soll es aber erst einmal nach Kiel gehen. Das sind ca. vierundzwanzig Kilometer.

Vier Wanderstunden liegen vor mir, reichlich Zeit also für einen entspannten Tag. So lasse ich mir schon am Anfang Zeit und breche erst um zehn Uhr auf. Da mein Startpunkt nun schon etwas weiter entfernt von Hamburg liegt, muss ich erstmals den DB-Regio nehmen, der mich rasch nach Bordesholm bringt.

Als ich aus dem Zug steige, scheint mir die Sonne breit entgegen. Dabei war ein Regentag vorhergesagt. Mein kleiner Tagesrucksack ist randvoll gefüllt und schwerer als auf den vorangegangenen Touren. Heute habe ich Schlaf- und Wechselsachen zusätzlich dabei. 

Schnell lasse ich Bordesholm hinter mir und bald stoße ich auf den Eidertalwanderweg, den es heute entlang gehen soll.

Wie unberührt liegt das Eidertal vor mir.
Wie unberührt liegt das Eidertal vor mir.

Acht Kilometer auf dem Eidertalwanderweg in fast absoluter Stille. Zwar verläuft rechts des Weges die Bahnlinie Kiel - Hamburg, aber es fährt nur gelegentlich mal ein Zug vorbei, der die Ruhe kaum stört. Auf der anderen Seite gewährt das Eidertal schöne Weitblicke. In regelmäßigen Abständen informieren Hinweistafeln über Besonderheiten des Wanderweges. Ich lese, dass ich auf einem Rundweg von insgesamt 10 km Länge gehe, der erst 2001 eingeweiht wurde. Er führt rund um das Eidertal herum, das selbst nicht betreten werden darf und deshalb eingezäunt ist. Innerhalb der Zäune gibt es Wildpferde und Rinder. Das Eidertal wurde durch die Gletscher der letzten Eiszeit geformt.

die erste Schutzhütte, der ich auf meinem Weg begegne
die erste Schutzhütte, der ich auf meinem Weg begegne

Ich treffe auf meine erste Schutzhütte und ich frage mich, ob ich nächstes Jahr wohl in einer solchen Hütte übernachte? Noch würde ich es nicht tun!

Es geht einen Hügel hinauf. Von hinten überholt mich schnaufend ein Radfahrer, verschwindet bald darauf hinter der Kuppe. Auch ich beginne zu pusten. Oben auf dem Hügel verspüre ich Hunger. Sehr willkommen ist mir da die Bank, auf der ich mich niederlasse und das herrliches Panorama über das hügelige, grüne Tal genieße. Auf der anderen Seite grasen wilde Pferde, sie schnauben gemütlich beim Grasen. Ich ziehe meinen Apfel und einen Powerriegel aus dem Rucksack, kaue gemütlich und anschließend mache ich ein Mittagsschläfchen. Lange allerdings halte ich es nicht aus, denn die Bank liegt in der prallen Mittagssonne, die Hitze öffnet meine Poren. Eine große, schwarze Fliege lässt sich brummend auf der Bank direkt vor meiner Nase nieder. Wir beäugen uns und ich denke, wenn die Brummer fliegen, ist der Sommer nicht mehr weit. Was der Brummer denkt, weiß ich nicht, aber das dicke Insekt fliegt bald davon. Auch ich mache mich wieder auf den Weg.

Dann muss ich den Eiderwanderweg verlassen, denn mein Weg geht weiter Richtung Norden.

die Eider
die Eider

Die Eider mündet in den Schulensee, an dessen Ufer ich mich auf einer Bank direkt an einer Badestelle nieder lasse. Ich schlafe sofort ein. Etwas Feuchtes an meiner Wange lässt mich hochschrecken. Ich öffne meine Augen, blicke direkt in das Schwarz großer Hundeaugen, die mich erwartungsvoll anschauen. Ein kurzer Ruf des Herrchens lässt den großen Hund herumfahren und dem geworfenen Ball hinterher springen, der gerade in den Schulensee plumpst. Ich bin erleichtert. 

Nun ist es nicht mehr weit bis zum heutigen Etappenziel. Ich rufe meine Schwiegermutter an und teile ihr mit, dass ich bald da sein werde. Es geht noch am schönen Russee vorbei und tatsächlich komme ich fast pünktlich nach insgesamt 24km um 18 Uhr bei ihr an. Sie erwartet mich schon auf der Terrasse mit leckerem Spargel und einem herrlich kühlen Bier.

Das Leben kann so schön sein.


weiter wandern
weiter wandern


Wandern auf dem E1

Storlien (Schweden) ↔️ Rom (Italien)

206 Tage  | 5.085 km

Touren 2023: 

März: Italien, Via Francigena bis Rom

August: Norwegen, Nordlandsleden




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