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Aus Naturwasser wird Trinkwasser

Wer wandert, bekommt Durst.

Zwei bis drei Liter Wasser sollten es sein, die ein Wanderer pro Wandertag zu sich nimmt.

Doch Wasser ist schwer und kann nur begrenzt mitgeführt werden.

Also stellt sich auf den Wanderungen früher oder später die Frage:

woher bekomme ich frisches Trinkwasser?

Ohne Essen kommt man, auch wenn es schwer fällt, lange aus. Ohne frisches Wasser jedoch geht es nicht. Wer wandert, weiß das. Wer nichts trinkt, ist nicht leistungsfähig und schadet seinem Körper.

Der morgendliche Kaffee und das Müsli, die Tütensuppe am Mittag und die Mahlzeit und der Tee am Abend oder der erfrischende Schluck zwischendurch, nichts geht ohne das kostbare Nass. Hat man es nicht, drückt es mächtig auf die Motivation.

Demnächst bin ich in Dänemark viele Tage unterwegs und möchte möglichst autark sein. Damit stellt sich für mich die neue Herausforderung, mein Trinkwasser aus natürlichen Quellen zu beziehen.

Leider ist das Oberflächenwasser in unseren Kulturregionen alles andere als genießbar. Das gilt auch für Dänemark.

Da wir Zivilisationsmenschen nur relativ keimfreies Wasser gewohnt sind, macht das Wasser, das wir in der Natur finden, krank, wenn es unbehandelt getrunken wird.

Was ist drin im Wasser?

Dort, wo das Wasser der Quelle entspringt,  ist es meist rein und klar. Doch das bleibt nicht lange so. Auf seinem Weg durch unsere Zivilisation wird es verunreinigt. 

Schwebstoffe: Das ist nur Dreck und muss nicht gesundheitsschädlich sein, aber es beeinträchtigt Geschmack und Aussehen. 
Handelsübliche Filter können die Dreckteilchen herausfiltern, ein T-Shirt tut es aber auch.

Chemische Rückstände: diese finden sich fast immer im Oberflächenwasser, dass nahe menschlicher Ansiedelungen entnommen wird. Als Faustregel gilt: kein Wasser trinken, dass aus Richtung einer Siedlung kommt. Auch Bäche, die durch Weideland führen, sind tabu, denn sie enthalten schädliche Düngerückstände. Chemische Rückstände kann man manchmal an einem festen Schaum auf dem Wasser ausmachen, aber leider nicht immer. Stehende Gewässer sollte man immer meiden.
Kein handelsüblicher Filter kann chemische Rückstände ausfiltern.

Mikroorganismen: Protozoen, Viren und Bakterien.
Protozoen lösen akute Magen-Darm Beschwerden aus. Sie gelangen meist durch Fäkalien von Mensch und Tier ins Wasser.
Bakterien lösen Infektionen aus.
Viren machen ebenso krank. Sie gelangen ebenfalls durch Fäkalien ins Wasser. Sie sind am kleinsten (bis 0,02 Micron) und am schwersten filterbar.

In dicht besiedelten Gebieten ist es für einen Wanderer schwer, an trinkbares Naturwasser zu gelangen. Aber dafür gibt kann man es überall in Flaschen oder aus dem Hahn bekommen.

Anders sieht es in menschenleeren Gebieten aus. Bisher kenne ich das nur vom Schwarzwald her. In den Höhenlagen des Schwarzwaldes war es leicht, an Naturwasser zu kommen. Auf dem Westweg gab es zahlreiche Brunnen und Quellen, aus denen ich bedenkenlos Wasser schöpfen konnte.

Nun werde ich bald in Dänemark auf dem Hærvejen unterwegs sein. Übernachten werde ich auf Natur-Campingplätzen, sie verfügen über keine oder wenig Infrastruktur, vermutlich gibt es dort auch kein Frischwasser. Für Abendessen und Frühstück brauche ich aber Wasser. Ich gehe davon aus, dass ich nicht immer, wenn es notwendig ist, vorher an einem Supermarkt vorbei komme.

Ich weiß, dass der Hærvejen auf der Wetterscheide Jütlands verläuft, d.h. der Weg liegt höher als das Umland und Regenwasser fließt westlich und östlich des Weges die Hügel hinab. Daraus schließe ich, dass es, obwohl Dänemark ein dicht besiedeltes Agrarland ist, in den höheren Lagen sehr wohl Wasser geben wird, dass zur Trinkwasseraufbereitung taugt.

Meine Verfahren der Trinkwasseraufbereitung

Es gibt viele Methoden der Wasseraufbereitung. Ich beschränke mich auf die Verfahren, die ich einsetzen werde:

  • Filtern von Schwebstoffen: bevor andere Verfahren eingesetzt werden, muss das Wasser frei von Teilchen sein. Das geht über einen Wasserfilter, aber auch mit einem T-Shirt. Wasserfilter befreien das Wasser oft auch von Bakterien und Protozoen. Viren sind meist zu klein für die Filter.
    mein favorisiertes Produkt: Care Plus Sawyer SP128, 65g leicht, leicht zu reinigen, 35€ bei Globetrotter
  • Abkochen: wird Wasser 3-5 Minuten abgekocht, dann ist es für ca. 24 Stunden frei von Bakterien, Viren und Protozonen.
  • Chemische Reinigung: Chlor und Silberionen töten Bakterien innerhalb einer Einwirkzeit von 30 Minuten ab. Für das Abtöten von Viren und Protozonen braucht es zwei Stunden. Das Wasser sollte frei von Schwebstoffen sein, sonst ist die chemische Wirkung deutlich reduziert. Das gereinigte Wasser schmeckt nach Chlor, aber ich finde, es ist auszuhalten.
    mein favorisiertes Produkt: Katadyn Micropur Forte Tabletten, 18g, 100 Stück, 20€ bei Globetrotter

Fazit: nur außerhalb der kultivierten Flächen ist das Wasserschöpfen ratsam.

Für den schnellen Schluck zwischendurch ist dann der Sawyer Wasserfilter gut einsetzbar, mit dem beiliegenden Trinkschlauch kann der Durst sofort gelöscht werden. Über den mitgelieferten Quetschbeutel (500ml) kann das Wasser durch den Filter in meine Nalgene Trinkflasche gepresst werden. Will ich dann auf Nummer sicher gehen, kommen noch zwei Tablette in die Flasche.

Das Abkochen werde ich sicherlich nicht so oft anwenden, denn es verbraucht kostbares Gas. Aber vielleicht gibt es ja mal ein Lagerfeuer...

weiterführende Links

  • Bergreif: Wasseraufbereitung beim Wandern – Hintergrundwissen und Methoden     
  • Kai Sackmann: YouTube-Video: Wasseraufbereitung (Teil 1+2)
  • Benjamin Tüxen (ein Mann im Wald): YouTube-Video: Wasseraufbereitung für Outdoorer (Teil 1+2)

Wandern auf dem E1

Ferslia (Norwegen) ↔️ Rom (Italien)

208 Tage  | 5.127 km

Touren 2023: 

März: Italien, Via Francigena bis Rom

August: Norwegen




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